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Arbeitsgruppe Trans* Inter* Geschlechtlichkeiten - Psychotherapie

Bild einer Pride-Kundgebung. Zu sehen ist eine größere Menschenansammlung, es werden Schilder und eine Progress-Pride-Flagge in die Luft gehalten.

Die Rolle der Psychotherapie bei der Behandlung von Menschen mit trans* inter* und nichtbinären Geschlechtlichkeiten

Die interdisziplinäre Expert:innengruppe "Trans*Inter* Geschlechtlichkeiten - Psychotherapie" sieht sich als Ort für Vernetzung, fachspezifischen Wissenstransfer, einschlägige Weiterbildung sowie Interessenvertretung. Es gibt 2 Mal im Jahr ein Treffen und dazwischen anlassbezogenes Arbeiten.

Geschlecht ist in unserer Kultur ein relevanter Faktor. Die Vorstellung, dass die Welt in zwei Kategorien eingeteilt ist, verändert sich dahingehend, Geschlecht als Kontinuum zu betrachten: an einem Ende weiblich, am anderen Ende männlich. Dazwischen gibt es eine Vielzahl von Variationen. Diese Anschauungsweise ist mittlerweile wissenschaftlich bestätigt und was noch wichtiger ist, gelebte Praxis.

Obwohl Menschen, die sich nicht in das binäre System einordnen können oder wollen, in den letzten Jahren immer mehr an Öffentlichkeit gewonnen haben, kann es immer wieder eine Herausforderung für Psychotherapeut:innen sein, wenn transidente oder nicht-binäre Menschen in den Praxen vorstellig werden.

Im ICD-11 ist die Diagnose "Geschlechtliche Inkongruenz" (HA60) im Bereich der "Zustände im Zusammenhang mit sexueller Gesundheit" eingeordnet. Der Paradigmenwechsel zeigt sich dahingehend, dass ein geschlechtsinkongruenter Mensch eine Eigenschaft hat, die nicht grundsätzlich pathologisch eingestuft wird.

Nicht jede Person braucht Psychotherapie, jedoch kann Psychotherapie ein probates Mittel sein und als Unterstützung und Navigationshilfe im Transitionsprozess dienen.

Viele intergeschlechtliche Menschen - Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (VdG) - haben, auf Grund ihrer körperlichen Besonderheit, oft schlechte Erfahrung mit dem Gesundheitssystem gemacht. Daher wird seltener der Weg in eine Psychotherapie eingeschlagen. Ein Grund mehr, weshalb es bei dieser Klient:innen-Gruppe spezielles Fachwissen, Empathie, Offenheit und manchmal auch ein große Portion Geduld braucht.

Besonders Kinder und Jugendliche - als spezielle vulnerable Gruppe - brauchen in ihrem Prozess viel Rückhalt, Verständnis, Unterstützung und Expertise.

Psychotherapie kann auch hier helfen

  • bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperempfinden, der Sexualität, dem Selbstbild und dem Identitätserleben
  • bei Diskriminierungserfahrungen
  • bei Ängsten und Unsicherheiten, die sich auf die Umsetzung und das Passing (gesellschaftlich vorgegebenen Rollenbildern) der empfundenen Geschlechtlichkeit beziehen
  • bei der Transition
  • als Begleitung beim Coming-Out
  • bei der Auseinandersetzung mit Erwartungen an das Leben im Identitätsgeschlecht
  • bei der Behandlung von Komorbiditäten
  • bei der Herstellung von Netzwerken im Hilfssystem
  • durch relevante Informationen zum Thema
  • als Unterstützung bei der Gesundheitsvorsorge
  • durch die Arbeit mit Angehörigen

Auf Trans* Inter* Geschlechtlichkeiten spezialisierte Psychotherapeut:innen finden Sie in der Psychotherapeut:innen Suche.

Verfasser:innen: Michaela Schoissengeier, Ernst Silbermayr und Elisabeth Vlasich